Neumann.hoffmann Antisemitismusanalyse
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Neumann.hoffmann Antisemitismusanalyse
- Publication date
- 2013
- Topics
- Karl-Heinz Hoffmann, Wehrsportgruppe, WSG, Antisemitismus, Shlomo Levin, NSU, Rechtsterrorismus, Terror, Rechtsextremismus, Geschichte, V-Mann, Libanon, Beirut, PLO, Mord, Erlangen
- Collection
- opensource
- Language
- German
Auf die weit zurückreichenden Traditionslinien des Rechtsterrorismus wiesen jüngst Journalistinnen und Journalisten im Zuge der NSU-Morde hin. Einige von ihnen stießen dabei auf die Umtriebe Karl-Heinz Hoffmanns in den 1980er Jahren und begannen alte Fragen erneut zu stellen. Mit den „alten Fragen“ beschäftigten sich unter anderem Andrea Röpke, Rainer Fromm und Wolfgang Most bereits in den Jahren 1998 und 2006 – das heißt, noch bevor der Rechtsterrorismus mediale Aktualität erlangte. Most charakterisiert dabei die Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG) als eine „Vereinigung der Einzeltäter“ und spielt auf den damals fallen gelassenen Tatvorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung durch den Bundesgerichtshof an. Die sogenannten „Einzeltäter“ lebten nicht lang genug, um wie im Falle Breiviks selbst Zeugnis von ihren Taten abzugeben – dies machte nach ihrem Ableben der „Chef“ Hoffmann für sie. Dieser verstand es bereits im Vorfeld seiner Verhaftung diverse Printmedien für seine Zwecke zu nutzen. Er inszenierte sich vor Gericht als zu Unrecht verdächtigten national gesinnten, aller rassistischer, antisemitischer oder nationalsozialistischer Tendenzen unverdächtigen, recht schaffenden Manne.
Dessen nicht genug veröffentliche er noch während seiner Haftzeit einen an „Tatsachen orientierten Roman“: „Verrat und Treue“. Darin wird deutlich: In Hoffmanns Augen war die unter seinem Namen und seiner Führung agierende Wehrsportgruppe, wenn überhaupt, nur durch die Verfehlung einzelner Mitglieder in Verruf geraten, bei denen es sich entweder um „echte Nazis“ oder um gesteuerte Agenten verschiedener Geheimdienste handele. Sowohl die Person Hoffmann als auch die Organisation, welche er nach seinem Weltbild schuf, gerieten nach eigener Aussage passiv in den Strudel unvorhersehbarer Ereignisse, die so niemals intendiert gewesen seien. Das Oktoberfestattentat, der Mord an Shlomo Lewin und Frieda Poeschke in Erlangen, die Folterungen von renitenten Gruppenangehörigen im Libanon, die mit dem Tod an mindestens einem Wehrsportler endeten – in die Nähe von all diesen Grausamkeiten will der „Chef“ nur durch Zufall geraten sein.
Trotz vielschichtiger Versuche der Schuldabwehr erfolgte eine Verurteilung Hoffmanns aufgrund von Geldfälschung, Verstößen gegen das Waffengesetz, Freiheitsberaubung, Umgang mit explosionsgefährlichen Stoffen und gefährlicher Körperverletzung – eine Beteiligung am Doppelmord an Poeschke und Lewin konnte ihm das Gericht allerdings nicht nachweisen. Hoffmann gestand zwar Beweise vernichtet und die Tat verschleiert zu haben, doch: „Für Mord fand man bei Hoffmann kein Tatmotiv.“ Wie viel Antisemitismus braucht ein Tatmotiv an einem prominenten jüdischen Bürger der Bundesrepublik, der zuvor öffentlich vor den Gefahren des Rechtsradikalismus insbesondere der WSG warnte? Mithilfe des Tatsachenromans „Verrat und Treue“ wird im Rahmen des vorliegenden Beitrages der ideologische Freispruch Hoffmanns infrage gestellt. Es wird der Nachweis erbracht, dass es sich bei seinem Machwerk um ein Kompendium antisemitischer Ergüssen handelt und die fortwährende zynische Zurückweisung des Antisemitismus vonseiten Hoffmanns das Andenken der Mordopfer Lewin und Poeschke seit nunmehr 30 Jahren mit Füßen tritt.
- Addeddate
- 2013-12-15 13:39:26
- Identifier
- Neumann.hoffmannAntisemitismusanalyse
- Identifier-ark
- ark:/13960/t2t46450b
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