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Full text of "Die Erebien der Oberstdorfer Täler"

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No. 4 Parnassius charltoniussubsp. n. vaporosus 


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No. 9 
No. 10 


,, subsp. n. au tocratorty 

delphiusstaudingerinatio n. hodja $ 
„ hunzaab. n. deficiensQ 

,, subsp. n. jakobson i 

,, subsp. n. jakobsoni $ 

apollonius ab. unicaAvinovtyrf (vid. 


Horae Soc. Ent. Ross. XXXIX p 246). 


Die Erebien der Oberstdorfer Täler. 

Von Frhr. v. d. Goltz- Straßburg. 

Wie Oberstdorf wegen der Schönheit seiner Landschaft mit Recht 
als die Perle des Allgäus bezeichnet wird, so ist auch für den Schmetter- 
lingssammler sein Ruhm nicht gering. Der leuchtende Stern der Gegend 
ist Plusia aemula. Betritt man netzbewehrt eines der Oberstdorfer 
Täler, so kann man fast sicher sein, in größerer Zahl die Konkurrenz 
an der Arbeit zu finden. Ja selbst die Eingeborenen schwingen im Solde 
auswärtiger Sammler schon das Netz. Haben sie schon „aemula“ ge¬ 
fangen, ist in Oberstdorf ebenso selbstverständlich die erste Frage unter 
Sammelkollegen, wie man im Laquintal nach Erebia christi , in Fusio 
nach Erebia flavofasciata, am Gorner Grat nach Arctia cervini fragt. 
Und in der Tat das sonst seltene Tier ist in Oberstdorf nicht allzu schwer 
zu erbeuten. Ich traf Sammler, die 3 und 5 Stück an einem Morgen ihrer 
Fangschachtel einverleibt hatten und von einem anderen Herrn berich¬ 
teten, der es sogar auf II Stück in wenigen Stunden gebracht hatte. Ich 
selbst war nicht so glücklich: ein einziges Stück fiel mir zur Beute. Viel¬ 
leicht habe ich der aeniula-Fmgtm nicht das nötige Maß von Andacht 
zugewendet und mich durch andere mich umschwirrende bunte Sommer¬ 
vögel von dem Ziel aller Ziele ablocken lassen. Es gab aber auch noch 
anderes fangbares Zeug in Oberstdorf. Ich nenne nur Pam. apollo und 
delius , Arg, thore , Er, eriphyle und pronoe, Lyc, pheretes , Main . glanca , 
Plusia bractea und pidchrina , Gn, caelibaria u. a. in. Diesem allerlei war 
meine Aufmerksamkeit gewidmet, als ich mich 1904 von Ende Juni ab 
vier Wochen in der Perle des Allgäus aufhielt, während ich bei einem 
Aufenthalt vom 4.—24. Juli 1916 mich in erster Linie auf die Familie 
der Erebien beschränkte, die in Oberstdorf reichlich vertreten ist. Von 
den 24 Arten, welche in den mitteleuropäischen Alpen fliegen, sind nicht 
weniger wie 13 für Oberstdorf bestätigt. Gerüchtweise kommt noch 
eine 14. Art (glacialis) vor, ich bezweifle aber die Richtigkeit dieses 




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Gerüchtes bezw. vermute eine Verwechslung mit pronoe *). Dagegen 
möchte ich annehmen, daß die in der folgenden Zusammenstellung feh¬ 
lende Er. medusa in der Talsohle der lljer nicht fehlt. Einen Gewährs¬ 
mann für ihr Vorkommen konnte ich nicht auftreiben. Unwahrschein¬ 
licher ist mir das an und für sich denkbare Vorkommen von mnestra , 
stygne und yierine. 

Nun aber zu den für Oberstdorf festgestellten 13 Arten! 

1. Erebia epiphron cassiope F. wird in diesen Blättern (Jahrg. 
1916 S. 34) von Osthelder für das Nebelhorn gemeldet. Ich habe sie 
dort vergeblich gesucht, kann über sie daher Näheres nicht mitteilen. 

2. Er. m e l am p u s Fnessl. flog am 15. 7. 1916 zahlreich in einer 
Höhe von 11—1400 in unterhalb des Hotel Alpenhof auf dem Weg'zum 
Söllereck. Die rostrote Fleckenbinde ist ziemlich ausgeprägt, die schwarzen 
Punkte in ihr klein, aber fast immer in Zahl von 5 — 6 vorhanden. Die 
Größe ist normal. Herr Osthelder hat sie auch auf der Walserschanze 
und im Rappenalptal festgestellt. 

3. Zu meiner nicht geringen Überraschung fing ich am 22. 7. 1916 
auf den Rasenhängen oberhalb des Nebelhornhauses in 2000 m Höhe 
ein gutes S von Er. er i p h yle , das sich von meinen Stücken von der 
Furka nur durch eine etwas größere Ausdehnung des Rot auf der Unter¬ 
seite der Vorderflügel auszeichnet. 

4. Er. p har te Hb. wurde von mir in einzelnen typischen Stücken 
beim Aufstieg zum Nebelhorn und auf der Gaisalpe in Höhen von 14 — 
1600 m gefangen. 

5. Eine der häufigsten Erebien in Oberstdorf ist die in der zweiten 
Julihälfte erscheinende m an t o. Ich fand sie vor allem in den östlichen 
Tälern in Höhen von 11 — 1300 m. Auffallend war mir zweierlei; ein¬ 
mal hatten die 1904 gefangenen Stücke im Durchschnitt eine viel we¬ 
niger stark ausgebildete rostrote Fleckenbinde, wie die Stücke von 
1916 und näherten sich der Form caecilia Hb ., die einige erreichten. 
Andererseits fing ich 1904 am Sperrbachsteg einige SS mit ganz auf¬ 
fallend runder Vorderflügelspitze, so daß sich eine Flügelform etwa wie 
bei melampus ergab. Ist das vermehrte Rot für 1916 etwa eine Folge 
der nassen und kalten Monate Juni und Juli ? 

6. Erebia oeme flog nicht selten an verschiedenen Stellen, be¬ 
sonders oberhalb Gerstruben in Höhen von 800 — 1200 m. Wie schon 

*) Diese Zweifel unseres Herrn Mitarbeiters sind nicht begründet. Schon 
Kolb führt in seinen ,,Großschmetterlingen der Umgebung Kemptens 
und des Allgäus“ (2. Aufl. 1890) verschiedene Fundorte für Er. c/lacialis aus 
der Oberstdorfer Gegend an und die Form alecto wurde in den letzten 
Jahren dort mehrfach von Mitgliedern unserer Gesellschaft gefangen. Die 
Stammform glacialis dürfte allerdings der Gegend fehlen. 

Die Schriftleitung 



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Osthelder bemerkt, ist die Form dunkel mit wenig Rot und kleinen 
Augen. Reine Stücke waren schon Anfang Juli nicht mehr aufzutreiben. 

7. Interessant ist die von mir vom 20. 7. 1916 ab leider nur in we¬ 
nigen Stücken (3 SS 1 ?) gefangene Form von pronoe, Sie unter¬ 
scheidet sich von allen Stücken meiner Sammlung von anderen Fang¬ 
orten (Albula, Kandersteg, Schweizer Jura, Dolomiten, Rhodopegebirge) 
durch eine ausgeprägte über Vorder- und Hinterflügel sich erstreckende, 
scharf abgegrenzte rote Binde von verschiedener Breite und die starke 
blau (nicht gelb) graue Bestäubung der Vorderflügelspitze und der 
Hinterflügel auf der Unterseite. Bei drei Stücken sind die Augen auf 
der Oberseite gekernt, ein S hat sogar sechs gekernte Augen auf jeder 
Seite. Das vierte Stück hat statt der Augen nur schwarze Punkte 
(forma almangoviae Stdgr ,), Alle Stücke sind verhältnismäßig groß. 
Auffallend ist die tiefe Lage der Flugplätze (Hänge oestlich Oberstdorf 
850—900 m und Gerstruben 1100 m), während Vorbrodt (Die Schmetter¬ 
linge der Schweiz 1. S. 81) Höhen von 1500—2000 m als Fangorte an¬ 
gibt, auffallend auch, daß Herr Osthelder gerade am Nebelhorn die 
schwarze Form pitho Hb, gefangen hat. Sollte auch hier wieder wie 
bei manto , der feuchtkalte Frühsommer 1916 eine Rolle spielen ? Jeden¬ 
falls ist die Frage, in welchen Formen pronoe im bayerischen Gebirge 
fliegt, noch nicht genügend geklärt. Sie kann nur an Hand großen Ma¬ 
terials gelöst werden. 

8. Von Er, gor ge Esp . fing ich ein einzelnes auffallend großes 
Stück mit breiter roter Binde und 9 (!) teilweise weißgekernten Augen 
auf jeder Seite am 22. 7. 16 in 1700 m Höhe beim Aufstieg zum Nebel¬ 
horn. 

9. Außerordentlich häufig in der Höhenlage 800—1200 m ist bei 
Oberstdorf Er,aethio p s Esp, 1904 saßen die Tiere zu vielen Dutzenden 
an feuchten Wegstellen oberhalb des Hölltobel. Vereinzelt findet sich 
die Form leucotaenia Stdgr, und Übergänge dazu. 

10. Erebia euryale. Herr Osthelder hat bereits darauf hin¬ 
gewiesen, daß die euryale Form der bayerischen Alpen ein besonderes 
Interesse bietet. Ich kann seinen Ausführungen im wesentlichen nur 
beipflichten, stimme ihm auch darin bei, daß die verhältnismäßig große 
Form der bayerischen Alpen mit gestreckten Vorderflügeln, ungekernten 
Bindenaugen und rostroten Flecken in der Binde der Hinterflügelunter¬ 
seite mit Recht als isarica Riihl bezeichnet wird. Sie ist zwischen der 
schlesischen euryale Esp, und der schweizerischen Helvetica Vorbrodt 
einzureihen. Aber 1. besitze ich aus dem Tessin und von der Grimsel- 
straße mehrere SS von euryale , welche diese rostroten Flecken ebenfalls 
aufweisen, 2. haben zahlreiche Schweizer Stücke von den verschiedensten 



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Fangorten (Simplon, Mürren, Zermatt, Val Maggia usw.) ebenfalls un- 
gekernte Augen, 3. sind in meiner Sammlung sowohl <$<$, wie $? aus 
Oberstdorf, welche von den rostroten Flecken der Hinterflügelunter- 
seite keine Spur aufweisen. Endlich 4. — und das ist das wichtigste 
für die Trennung der Formen ligea-adyte-euryale — besitze ich vom 
Penegal bei Bozen 3 <$<$ und 3 ?$, von denen ich schlechterdings nicht 
weiß, ob ich sie bei ligea oder bei euryale einreihen soll. Ich hatte — ehe 
ich mich im besonderen mit der Frage ligea-euryale befaßte — die <$$ 
zu ligea y die zu euryale gesteckt!! Auch die Lappländer, schwe¬ 
dischen und norwegischen Stücke meiner Sammlung geben zu Zweifeln 
Anlaß. Daß erstere (= adyte Hb.) zu ligea gehören, haben die verdienst¬ 
vollen Zuchtversuche von Herrn Selzer in Hamburg nachgewiesen (vgl. 
Gubener Entom. Zschr. 1912/3 S. 282). 

Diese Zuchtversuche, die Zusammenfassung der bayerischen Rasse 
unter dem Namen isarica Riihl , der schweizerischen Normalstücke unter 
dem Namen Helvetica durch Vorbrodt sind wertvolle Bausteine zur Klar¬ 
stellung der Verwandschaftsverhältnisse von ligea und euryale mit ihren 
Nebenformen. Restlos lösen sie die entstandenen Fragen aber noch nicht. 
Aus der Tatsache, daß an einigen Orten (z. B. Oberstdorf und Puschlav 
an der Berninastraße) ' igea und euryale die gleichen Flugplätze teilen, 
ohne daß Zwischenformen auftreten, kann wohl allein schon von anderen 
Gründen abgesehen der Schluß gezogen werden, daß es sich um gute 
Arten handelt. Auf der anderen Seite finden sich Nebenformen, bei denen 
die für die Arten ligea und euryale festgestellten Unterscheidungsmerk¬ 
male — einschließlich der von Herrn Osthelder als besonders charakte¬ 
ristisch angesehenen Gestaltung der Fleckenbinde in Zelle 4 der Hfl. — 
sich in solcher Mischung finden, daß die Zuteilung des einzelnen Stückes 
zu dieser oder jener Art recht schwierig ist. Ich halte es nicht für aus¬ 
geschlossen, daß diese Tatsache sich so erklärt, daß ligea und euryale 
sich erst in jüngerer Zeit aus einer gemeinsamen Stammform entwickelt 
haben und bei einigen örtlichen Rassen diese Entwicklung noch im 
Flusse begriffen ist. Von Bedeutung ist hierbei, daß in der Regel euryale 
wesentlich kältere und meist auch höhere Flugplätze hat wie ligea. 
Meine Annahme ist allerdings nur eine Vermutung, für welche ein schlüs¬ 
siger Beweis nur auf Grund viel größeren Materials, wie das, welches mir 
zur Verfügung steht, geführt werden könnte. 

Euryale-isarica Riihl war 1904 nicht selten, besonders zahlreich in 
Höhe von 15—1600 am Söllereck. 1916 erschien das Tier nur ganz 
vereinzelt im Tal unmittelbar bei Oberstdorf mit ligea zusammenfliegend, 
bei Gerstruben und auf der Gaisalpe. 

11. Erebia lige a L. flog 1904 sehr häufig in besonders schönen und 


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großen Stücken in den Tälern der Trettach und Stillach, die Spiraeen 
an den Flußufern besaugend. 1916 fehlte sie auch nicht, die 
$$ waren aber viel seltener. 

12. Von Er. lap p on a Esp. fing ich jedes Mal einige typische 
Stücke am Nebelhorn und Söllereck von 1600 m an. Eigenartig ist der 
segelnde Flug des Tieres, bei welchem nur die Vfl. bewegt, die Hfl. da¬ 
gegen still gehalten zum Steuern benutzt werden. 

13. Er . tyndams Esp . flog auf dem Nebelhorn und auf dem 
Falken im Gaisalptal in einer breitflügeligen, auf der Hflunterseite 
stark grau bestäubten und fast zeichnungslosen Form nicht selten. 

Die Frage der Einwirkung der feuchtkalten Witterung der Schmetter¬ 
linge erhob sich außer bei Er. manto und pronoe noch bei einigen anderen 
Gattungen. So vor allem bei der Gattung Argynnis . Von den zahlreichen 
Arg. eris , die am Freibergersee flogen, war ein erheblicher Prozentsatz, den 
ich auf etwa x / 3 schätze, mehr oder minder stark verschwärzt. Die Stamm¬ 
form niobe fing ich 1904 nicht, 1916 dagegen in mehreren Stücken. 
Arg. amathnsici und pales zeigten 1916 auch erheblich größere Neigung 
zur Verstärkung der schwarzen Zeichnungen wie 1904. ln ersterem 
Jahre fing ich auch einige Stücke Zyg. meliloti mit verschwärzten Hinter¬ 
flügeln. Ob die Tatsache, daß 1916 unter den Plasia c/zry^zs-Stücken 
die ab. juncta die Stammform sehr überwog, auch Witterungseinflüssen 
zugeschrieben werden kann, lasse ich dahingestellt. 


Beiträge zur Kenntnis einiger Dipterenlarven. 

Von E. 0. Engel, Dachau. 

Aus der großen Menge der Dipterenlarven sind uns eigentlich nur 
diejenigen Formen am besten bekannt, deren Schaden oder Nutzen wir 
direkt oder indirekt am eigenen Leibe verspüren. Die ersten Stände der 
Stechmücken mußte der Mensch studieren um sie vernichten zu können 
und sich damit der lästigen Blutsauger zu entledigen. Dasselbe war der 
Fall mit den Obst- und Gemüseschädlingen, sowie den Dasselfliegen, 
die ihm seine Nahrungsmittel vernichteten oder minderwertig machten. 

Erst im Anschluß daran setzte die Erkenntnis der anderen Formen 
ein, nur ist dieselbe noch weit davon entfernt annähernd so vollständig 
zu sein, wie etwa unsere Kenntnis der ersten Stände der Lepidopteren. 
Vollzieht sich doch der Lebenslauf einer Fliegenmade so versteckt, daß 
derselbe bei. der Kleinheit des Objekts schwer zu beobachten ist, und 
vielfach an solchen Orten bzw. in solchen Materien, die seine Beobach¬ 
tung nicht gerade anziehend machen. Es dürfte dieses auch der Grund